Achtsames Gestalten

Vor einer Woche startete mein 18-jähriger Sohn in seinen wohlverdienten Urlaub. Kurz vorher hatte er sein Abitur erfolgreich abgeschlossen. Obwohl seine urlaubsbedingte Abwesenheit eigentlich nichts Neues für mich ist und ich in den letzten Jahren diese Zeiten für mich stets sehr genossen hatte, machten sich dieses Mal ganz andere Gefühle in mir bemerkbar. Gefühle, welche mich schon seit seinem 18. Geburtstag immer mal wieder besucht hatten: Trauer und Abschiedschmerz. Im September wird er nach Kanada fliegen und derzeit plant er nicht, so schnell zurück zu kommen. Eine riesige Neugier, kombiniert mit unbändiger Sehnsucht nach Weite und dem Leben da draußen, abseits vom gedimmten Funktionieren in unserer engen Gesellschaft treiben ihn an. 23 Jahre als Mama von zwei minderjährigen Kindern sind unlängst zu Ende gegangen und verunsicherten mich innerlich. Wie wird es dann sein, allein zu leben? Nicht zu wissen, ob und wann mein Sohn zurück kommen wird, verursachte eine Enge in meiner Brust und trieb mir so manches Mal die Tränen in die Augen. Jedes Mal hieß ich diese Wellen der Emotionen willkommen. Meist konnte ich mit einem Bewegungsschlüssel aus Modern Mystic Arts, dem sogenannten „Golden Sword“, aufkommende Glaubenssätze transformieren und recyclen.

Anja Goldberg, schamanische Geistheilerin und eine liebe Freundin von mir, gab mir dann den einen entscheidenen Impuls, der sofortige Weite in mir verursachte und mich wieder in meine Schöpferkraft und mein Urvertrauen katapultierte. Mein Sohn und ich werden über unsere Herzen immer eng verbunden bleiben. Dafür ist es völlig unerheblich, ob wir einander auf der physischen Ebene nah sind oder er am anderen Ende der Welt weilt. Sosehr mir dies bekannt und vertraut ist. Die aktuelle Situation hatte mich dennoch auf Umwegen mit mir altvertrauten Emotionen konfroniert.

Der letzte Newsletter von Verena König, Traumatherapeutin und Bestsellerautorin, hat dann noch ein weiteres „ach, stimmt ja“ in mir ausgelöst. In ihm schrieb sie von Übergängen. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Denn es ist mir sehr bewusst, wie schwer mir stets die Übergänge von tiefer Verbundenheit mit einem Partner zurück in die Autonomie und das Allein Sein fallen oder auch umgekehrt. Da gibt es keinen Hebel in mir, den ich einfach umlegen kann. Es braucht seine Zeit, bis ich mich in der neuen Situation wieder wohl fühlen kann. Scheinbar paradox passiert mir das sogar bei einem Wiedersehen nach langer Abwesenheit. Oft brauche ich einige Stunden, bis sich Freude und Verbundenheit in mir so richtig breit machen. Daher teilte ich diese für mich so notwendige Langsamkeit im Übergang stets mit meinem Partner und bat darum, mit mir gemeinsam diesen zu gestalten. Anfangs schwang da unbewusst noch die Erwartungshaltung in mir mit „Mach du, dass es mir dabei gut geht“. Später begriff ich, dass ich ganz allein dafür verantwortlich bin, voller Selbstmitgefühl dafür zu sorgen, sanft wieder im neuen Setting zu landen.

Durch Verenas Zeilen wurde mir noch einmal tiefer bewusst, wie wichtig das aktive Gestalten von Übergängen ist, anstatt sie einfach nur geschehen zu lassen. Auch der Weggang meines Sohnes ist so ein Übergang, wurde mir klar. Sogar ein ganz Besonderer nach dieser langen Zeit als verantwortliche Mama. Daher darf ich nun besonders liebevoll für mich sorgen, damit mein Nervensystem sich trotz des Neuen in meinem Leben entspannen kann.

Wo in deinem Leben oder in deiner Partnerschaft gibt es Übergänge, die dir schwer fallen oder dich sogar triggern? Schau einmal bewusst hin und überlege, wie du diese für dich sanfter gestalten kannst durch kleine Rituale oder Mini-Auszeiten, in denen du dir voller Selbstmitgefühl genau das schenkst, was dir in diesen Momenten gut tut.