Vom „entweder oder“ zum „sowohl als auch“

Eine wesentliche Erkenntnis, die ich durch die Reflektion meiner eigenen Partnerschaften, begleitet von wertvollen Impulse aus Gesprächen, Büchern und Texten erlangte, betrifft das Verhältnis von Freiheit / Autonomie und Verbundenheit / Zugehörigkeit.

Optimaler weise wachsen wir als Kinder in einem Umfeld auf, in dem wir je nach Bedürfnis unsere Autonomie erforschen, in ihr wachsen und uns entfalten dürfen oder uns sicher und geborgen, zugehörig fühlen. So können in unserer kindlichen Erfahrungswelt die Bedürfnisse nach Freiheit & Autonomie sowie Verbundenheit & Zugehörigkeit eine „sowohl-als-auch“ Beziehung eingehen. Sie bilden dann zwei gleichwertige, sich gegenseitig ergänzende Pole, wie Armin Risi in einem Text über Polarität und Dualität beschreibt.

Wachsen wir jedoch nicht in solch einem Umfeld auf, werden wir entweder stärker durch Verbundenheit & Zugehörigkeit geprägt oder stärker durch Freiheit & Autonomie Unsere beiden Bedürfnisse erleben wir dann unbewusst, wie es im Satz schon enthalten ist, in einer „entweder-oder“ Beziehung zueinander (Mehr dazu u.a. bei Stefanie Stahl „Jeder ist beziehungsfähig“)..

Ist uns dies im Erwachsenenalter nicht bewusst, beeinflusst diese Prägung unser Erleben und Verhalten in partnerschaftlichen Beziehungen. Weil wir (unbewusst) vermeintlich nur das Eine oder das Andere leben können, drängt uns eine geheime Kraft wieder in die Distanz und Autonomie, wann immer wir eine tief verbundene Nähe erleben oder umgekehrt. Persönlich habe ich dies beispielsweise so erlebt, dass ich in einer sicheren Partnerschaft unbewusst einen Streit begonnen habe, wann immer es mit meinem Partner gerade besonders schön und nah war. Es fühlte sich dann so an, als ob ich die Intensität der Nähe nicht aushalten konnte. Also wenn ich eine imaginäre „Decke“ für maximal aushaltbare Nähe über mir eingezogen hatte, an der ich mir dann den Kopf stieß und wegen des Schmerzes den Streit vom Zaun brach. Dieser katapultierte mich dann wieder zurück in eine Distanz, die mir vertraut war.

Gut ging es mir jedoch dort nicht. Es war so einsam in dieser Distanz und ein Teil von mir sehnte sich zutiefst nach einer Umarmung und danach, gesehen und angenommen zu werden. Der andere Teile jedoch mauerte und signalisierte „rühr mich nicht an“.

Erlebte ich hingegen häufige Distanz, wie z.B. in Partnerschaften, die noch am Entstehen und somit unsicher waren, begann ich, zu klammern, Nähe einzufordern, Druck zu machen. Ich wollte partout dem ätzenden Gefühl der Einsamkeit, welches mich in der Autonomie und Distanz erwartete, entgehen.

Als begab ich mich auf die Reise nach dem „sowohl-als-auch“, reflektierte, las, übte in meinen Partnerschaften. Und ich lernte, achtsam selbst dafür zu sorgen, meine entsprechenden Bedürfnisse zu befriedigen. Was für ein wunderschönes Gefühl es ist, sich schließlich in einer Partnerschaft sowohl frei als auch zugleich verbunden fühlen zu können.

Diese individuelle Reise kann euch mein Paar-Coaching natürlich nicht abnehmen. Jedoch analysieren wir gemeinsam eure Bedürfnisse und ich gebe euch eine sehr einfache Sprache an die Hand, mit deren Hilfe ihr eine völlig neue Kommunikationsebene miteinander entdecken und in euren Alltag integrieren könnt.

Kürzlich fand mich dieser wunderbare Text von Mike Harrigan, der so schön zu dem Thema passt:

Er ist die absolute Freiheit und sie ist die absolute Liebe.

Die Liebe fand sich von der Freiheit zurückgewiesen und die Freiheit fand sich von der Liebe gefangen.

Und Liebe ohne Freiheit ist Bindung und Freiheit ohne Liebe ist Flucht.

Sie wandten sich voneinander ab, beide suchten nach Erleuchtung außerhalb ihres eigenen Schattens und Schmerzes.

Und beide, Liebe und Freiheit, fühlten sich einsam und nicht angenommen.

Denn Liebe ist nichts ohne Freiheit und Freiheit ist nichts ohne Liebe.

Aber die Liebe muss für sich selbst tief eintauchen und die Freiheit muss für sich selbst auftauchen

Um sich an die Wahrheit zu erinnern, wer sie sind, und um sich mit ihrer eigenen Heiligen Quelle zu verbinden

Und anstatt auseinander zu fallen, fallen sie zusammen.

Zwei Seelen mit nur einem einzigen Gedanken.

Zwei Herzen, die wie eins schlagen.

In Einheit.