Ich freue mich sehr, heute den ersten Gastbeitrag in meinem Blog veröffentlichen zu können. Geschrieben wurde er von meiner lieben Freundin Anne van Dülmen, die ihn bereits auf ihrer Seite www.mutigundfreundlich.de gepostet hat. Er ist dem Thema Trennung gewidmet. Wir haben uns bei der Ausbildung zum Evolutionary Relationship Coach kennen gelernt und begleiten uns seither mit wöchentlichen Intervisionen, inspirieren uns, helfen beim Perspektivwechsel – sowohl im Kontext unserer Arbeit als Paar-Coach als auch im privaten Kontext mit Blick auf unsere eigenen Beziehungen. Dabei haben wir schon viele zauberhafte Momente der Co-Kreation erlebt. Liebe Anne, es ist wunderbar, dass es Dich in meinem Leben und Wirken gibt!

Bleibt wirklich nur die Trennung?

Anne van Dülmen

Die Frage, wann es Zeit ist, zu gehen, treibt wahrscheinlich fast alle Menschen irgendwann einmal um. Manchmal bleibt man zu lang, manchmal trifft man eine Entscheidung impulsiv im Affekt und bereut es später. Möglicherweise ist noch Liebe da, aber das Zusammenleben ist für alle Beteiligten sehr belastend. Oder man funktioniert im Alltag als Team, aber jegliche Lebendigkeit ist gewichen. Wie kommt man raus aus diesem Dilemma? Was sind wirklich gute Gründe, um sich zu trennen? Und woran erkennt man, dass es noch Hoffnung gibt, dass man kämpfen soll? Wann bleibt wirklich nur noch die Trennung?

Viele Paare kommen mit dieser Ambivalenz in meine Praxis. Sie sind meistens verzweifelt, haben schon viel versucht, und rennen immer wieder in dieselbe Sackgasse. Häufig ist vieles in der Beziehung toll, aber es gibt immer wieder Konflikte, die nach demselben Muster ablaufen. Und das ist so zermürbend, dass die Partnerschaft auf dem Spiel steht.

Was sind also wirklich gute Gründe für eine Trennung?

Natürlich gibt es extreme Fälle wie Missbrauch und Gewalt oder zu große Verletzungen. Diese seien hier ausgenommen. Wenn aber trotz gegenseitiger Liebe eine Trennung im Raum steht, gibt es für mich vor allem diese beiden guten Gründe:

  1. Wir haben beide verstanden, warum wir Schwierigkeiten haben und viel versucht, um daran zu arbeiten, aber wir kommen trotzdem nicht weiter und der emotionale Stress ist zu groß. Ich kann nicht mehr/wir können nicht mehr.

  2. Mein(e) Partner(in) sieht ihren/seinen eigenen Anteil an unseren Schwierigkeiten nicht oder ist nicht bereit, daran zu arbeiten oder Lösungen zu finden.

Aber Achtung: Was, wenn das alles „nur“ Ausdruck eurer Dynamik ist?

Beide genannten Gründe bergen die Gefahr, dass die Beziehung frühzeitig aufgegeben wird, wenn die ursächliche, unbewusste Dynamik nicht aufgelöst wurde. Das erkennt man meistens daran, dass man sich über die Maßen angegriffen oder wie ein Opfer fühlt – oder dass man immer wieder Beweise dafür findet, dass man recht hat bzw. alles sinnlos ist. In diesem Fall wird es schwierig, in eine konstruktive Auseinandersetzung zu wechseln. Es geht unweigerlich von Eskalationsstufe zu Eskalationsstufe stetig bergab, bis zur totalen Erschöpfung.

Das Schlimmste ist also in jedem Fall dieses hilflose, aber fatale „weiter so“, das irgendwann im Chaos endet. Denn nur wenn wir uns wirklich mit uns auseinandersetzen, können wir uns entweder im Guten trennen oder bewusst und engagiert füreinander und die partnerschaftliche Entwicklung entscheiden – und die Beziehung retten.

Fazit:

Die wichtigste Voraussetzung für eine gute Entscheidung ist daher aus meiner Sicht, dass im ersten Schritt die Dynamik erkannt und bearbeitet wird, so dass es überhaupt erst möglich wird, die blankliegenden Nerven zu besänftigen und sich dann wieder wirklich zu begegnen, mit klarem Kopf und offenem Herzen. Dann können sogar Verletzungen in Mitgefühl gesehen werden und es entsteht eine Chance auf Versöhnung, Neuanfang und gemeinsames Wachstum.

Bei der Frage, ob ich mich trennen soll oder nicht, hilft daher auch die Klarheit darüber, dass es eigentlich nur diese vier Wege gibt:
  1. Weiter so – macht keinen Sinn, denn alles wird immer schlimmer!

  2. Trennung im Chaos – Rosenkriege und Co., das will niemand!

  3. Trennung im Guten – kann befreien und für beide ein Neuanfang sein!

  4. Partnerschaftliche Entwicklung – ist eine Investition, die sich immer auszahlt, wenn sie gelingt!

Eine Paartherapie kann euch dabei unterstützen, aus dem „weiter so“ auszusteigen und eine Trennung im Chaos zu vermeiden – alles andere ist dann deine bzw. eure Entscheidung.

Wie aber fühlt es sich an, diese Entscheidung zu treffen?

Soweit meine professionelle Sicht. Wie aber fühlt sich das an, wenn eine langjährige Partnerschaft zu Ende geht? Wenn alles zusammenstürzt, was man sich aufgebaut hat. Wenn das gesamte Leben sich ändert mit dieser einen, riesengroßen Entscheidung.

Ich selbst habe das noch nicht erlebt. Also habe ich mit anderen Menschen gesprochen. Mit Menschen, die Lebenserfahrung mit Trennungsprozessen haben. Die berichten können, wie sowas wirklich abläuft, was es bedeutet, was sie daraus mitgenommen haben – und womit sie gar nicht gerechnet haben. Aus diesen Gesprächen werde ich hier im Blog weitere Gedanken mit dir teilen – und das Thema Trennung aus unteschiedlichsten Perspektiven beleuchten.

In einem sehr persönlichen Interview hat Anne mit mir zu meinen Trennungserfahrungen gesprochen. Wir vertieften uns in ein spannendes Gespräch entlang meiner Biographie. Auch für mich war diese Reise in die Vergangenheit sehr aufschlussreich, denn aufgrund der Fragen ergaben sich so einige neue Erkenntnisse. In meinem nächsten Artikel werdet ihr dann davon lesen. 

Titelbild: freepik

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